Zum Hintergrund der Studie - Begriffe und Synopse

Bild: UKL / Stefan Straube

Die CARP-Studie untersucht die Therapie des Cholangiokarzinoms. Synonym für Cholangiokarzinom ist auch Gallengangskarzinom.

Beim Cholangiokarzinom handelt es sich um einen bösartigen Tumor der Gallenwege.

Diese können sich sowohl an den kleinen Gallenwegen in der Leber befinden als auch die großen Gallenwege befallen, welche von der Leber zum Dünndarm ziehen.

Das Gallengangskarzinom in der Leber wird auch als Intrahepatisches Cholangiokarzinom (ICC) bezeichnet. Die Gallengangskarzinome der großen Gallenwege werden dagegen auch als extrahepatisches Cholangiokarzinom bezeichnet. Oft findet sich hierfür auch der synonym verwendete Begriff KlatskinTumor.

Es ist wichtig, zwischen diesen beiden Sorten von Gallengangskarzinom zu unterscheiden. Intrahepatische Gallengangskarzinome werden oft ähnlich wie Leberkrebs (Hepatozelluläres Karzinom) behandelt. Das heißt, der Tumor wird entweder operativ entfernt oder mit Chemotherapie behandelt.

Extrahepatische Gallengangskarzinome können ebenfalls operativ entfernt werden oder mit Chemotherapie behandelt werden. Zusätzlich gibt es aber bei dieser Tumorsorte aber noch die Möglichkeit, von den Gallenwegen aus eine endoskopische Therapie durchzuführen. Diese Therapien werden im Rahmen einer ERCP (endoskopische Untersuchung, siehe Infobox unten)

Die endoskopische Therapie könnte entweder die Einlage von Röhrchen (sogenannte Stents) sein, um den Abfluss der Galle sicherzustellen. Wenn sich nämlich die Galle staut, dann kann das zu einer Gelbfärbung der Haut führen (Gelbsucht, Ikterus) und zu einer gefährlichen Funktionsstörung der Leber.

Zusätzlich zu diesen ableitenden Maßnahmen gibt es aber auch endoskopische Verfahren der Tumortherapie an den Gallenwegen. Die beiden wichtigsten Verfahren sind einerseits die Photodynamische Therapie, andererseits die Radiofrequenzablation (Siehe Infobox unten).

Beides sind etablierte Verfahren der Therapie des extrahepatischen Cholangiokarzinoms. Es ist aber unklar, welches der Verfahren besser für den Patienten ist, da es bisher keine vergleichenden Studien gibt.

Die CARP-Studie (Details siehe Infobox unten) widmet sich der Behandlung des extrahepatischen Cholangiokarzinoms. Die Studie vergleicht die Photodynamische Therapie mit der Radiofrequenzablation.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Albrecht Hoffmeister (Gastroenterologie Universitätsklinikum Leipzig) möchte damit den Einfluss der beiden endoskopischen Verfahren auf das Überleben von Patienten mit Klatskin-Tumoren untersuchen. Zudem sollen wichtige Informationen über Nebenwirkungen und Lebensqualität verglichen werden. Diese Studie könnte für Patienten und Ärzte bei der Abwägung ihrer Behandlungsoptionen wegweisend sein.

Deutschlandweit werden ca. 20 Kliniken an der Studie teilnehmen.

Die CARP-Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert.

Die Studie ist unter der EU CT-Nummer 2022-500107-50-00 im CTIS (Clinical Trial Information System) der EMA geführt und veröffentlicht (https://euclinicaltrials.eu/search-clinical-trials-reports).

Außerdem ist CARP bei ClinicalTrials.gov registriert (https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT05551299).

INFOBOX

Endoskopische Therapie, ERCP:

Eine ERCP ist eine endoskopische Untersuchung. Das bedeutet, dass ein flexibler Schlauch mit Kamera durch den Mund eingeführt wird und bis in den Zwölffingerdarm (Duodenum) vorgeschoben wird. Hier kann die Mündung von Gallengang und Pankreasgang (die sogenannte Papille) aufgesucht werden. Über diese Papille können verschiedene Werkzeuge oder Katheter in den Gallengang vorgeschoben werden (z.B. Stents, Laserfasern, Katheter für die RFA).

Die ERCP (ist die Abkürzung für endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikographie) ist eine häufig durchgeführte Untersuchung. Eine ERCP findet mit Sedierung statt. Während der ERCP ist die Anwendung von Röntgenstrahlen und Kontrastmittel nötig.

Als Nebenwirkung einer ERCP kann es gelegentlich zu – oft unproblematischen –  Entzündungen der Bauchspeicheldrüse kommen.

INFOBOX

Photodynamische Therapie und Radiofrequenzablation

Bei der Photodynamischen Therapie und bei der Radiofrequenzablation handelt es sich um zwei Verfahren, die im Rahmen einer ERCP eingesetzt werden. Beide Verfahren sind etabliert in der Therapie des extrahepatischen Gallengangskarzinoms.

Eine Photodynamische Therapie (PDT) funktioniert durch den Einsatz von Laserstrahlen. Die Laserfaser zur Applikation der Laserstrahlen wird im Rahmen einer ERCP in den Gallengang eingebracht. Durch die Laserstrahlen wird das Tumorgewebe des Gallengangskarzinoms zerstört. Damit dies gut funktioniert, muss zwei Tage vor der Therapie ein spezielles Medikament gespritzt werden (der sogenannte Photosensitizer). Nach der Laseranwendung muss ein oder mehrere Gallengangsstents gelegt werden.

Eine Radiofrequenzablation (RFA) funktioniert durch Anwendung von hochfrequenter elektrischer Energie. Das Ziel ist ebenfalls die Zerstörung des Tumorgewebes. Auch die RFA wird im Rahmen einer ERCP angewendet. Auch nach einer RFA muss ein oder mehrere Gallengangsstents gelegt werden.

Es ist aktuell nicht klar, welches Verfahren (PDT oder RFA) besser ist. Um dies herauszufinden, wird aktuell die CARP-Studie durchgeführt.

INFOBOX

CARP-Studie

Bei einer medizinischen Studie handelt es sich um die kontrollierte Anwendung von entweder neuen Therapieverfahren oder um die vergleichende Anwendung etablierter Verfahren.

Bei der CARP-Studie werden zwei etablierte Verfahren der Therapie des Gallengangskarzinoms verglichen: die Photodynamische Therapie (PDT) und die Radiofrequenzablation (RFA). 

Es werden nur Patienten eingeschlossen, bei denen unklar ist, welches der beiden Therapieverfahren das Bessere wäre. Wenn vor Studieneinschluss schon klar ist, dass nur eines der beiden Verfahren in Frage kommt bzw. das andere Verfahren ungeeignet wäre, dann erfolgt kein Studieneinschluss.

Bei Patienten, für die unklar ist, welches Verfahren geeigneter wäre, erfolgt die Auswahl über Losentscheid (sogenannte Randomisierung). Die zugeloste Prozedur wird dann tatsächlich auch eingesetzt.

Alle weiteren Nachsorgen im Rahmen der Studie und alle weiteren notwendigen Schritte würden dann über die Studieneinrichtung (also die behandelnde Klinik) laufen.

 Synopse

Titel der Studie

Cholangiocarcinoma treatment with radiofrequency ablation or photodynamic therapy

Behandlung von Cholangiokarzinomen mit Radiofrequenzablation oder photodynamischer Therapie

Kurzbezeichnung der StudieCARP
IndikationErwachsene Patienten mit hilärem Cholangiokarzinom (Klatskintumor)
EU-CT-Number2022-500107-50-00
Primäres Ziel der Studie/ primärer Endpunkt

Führt die Photodynamische Therapie (PDT) oder die Radiofrequenzablation (RFA) zu einem längeren Überleben?

Der primäre Endpunkt ist das Gesamtüberleben, d.h. die Zeit von der Randomisierung bis zum Tod bzw. dem letztbekannten Datum an dem der Patient noch lebte.

Sekundäre Ziele der Studie/ sekundäre Endpunkte

Wie verhalten sich das mediane Überleben, die Lebensqualität und die um die Lebensqualität bereinigten Jahre zwischen PDT und RFA? Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen bei RFA und PDT und wie häufig treten sie auf?

Sekundäre Endpunkte

–>         Gesamtüberleben (komplementäre Perspektiven)

o    Medianes Überleben

o    “Restricted mean survival” bei zwei Jahren

o    Überlebensrate bei zwei Jahren

–>         Tage am Leben und nicht im Krankenhaus in zwei Jahren

–>         Lebensqualität

–>         Qualitätskorrigierte Lebensjahre

–>         Stent-Durchgängigkeit

–>         Laborparameter

–>         Pruritus

StudiendesignRandomisierte, kontrollierte, offene, parallele, multizentrische Überlegenheitsstudie.
Studienpopulation

Wichtigste Einschlusskriterien:

1.  hiläres Cholangiokarzinom (zytologische oder histologische Bestätigung)

2.  Eine Operation ist nicht geplant

3.  Alter 18 Jahre oder älter

4.  Schriftliche Einwilligung nach Aufklärung

Wichtige Ausschlusskriterien:

1.  Endoskopisch nicht zugänglicher Tumor

2.  Überempfindlichkeit gegen Porphyrine oder einen anderen Bestandteile des gewählten Photosensibilisators

3.  Leukopenie (< 2000/mm3)

4.  Thrombozytopenie (< 100.000/mm³)

5.  Schwere, unkorrigierte Koagulopathie (im Ermessen des Arztes)

6.  Verdacht auf Erosion der großen Blutgefäße, da die Gefahr einer lebensbedrohlichen Massenblutung besteht

7.  Porphyrie oder andere, durch Licht exazerbierte Erkrankungen

8.  stark eingeschränkte Leber- und oder Nierenfunktion (im Ermessen des Arztes)

9.  Mehr als 50% der Zeit bettlägerig (vergleichbar ECOG-Grad 3)

10. geplanter chirurgischer Eingriff innerhalb der nächsten 30 Tage

11. Gleichzeitig bestehende Augenerkrankung, die innerhalb der nächsten 30 Tage eine Spaltlampenuntersuchung erforderlich machen wird

12. Vorherige Strahlentherapie innerhalb der letzten vier Wochen

13. Vorherige PDT oder RFA

14. geplante Lebertransplantation

Patientenzahln=258 Patienten (129 pro Arm)
Therapie

Der Index-Eingriff bei allen Patienten zu Studienbeginn umfasst ein Stenting im Rahmen einer endoskopischen retrograden Cholangio-Pankreatographie (ERCP).

PDT: Mindestens eine PDT bei Studienbeginn gemäß der klinischen Routine der Prüfstelle.

RFA: Mindestens eine RFA zu Studienbeginn gemäß der klinischen Routine der Prüfstelle.

BiometrieDie primäre (ITT) Analyse berücksichtigt alle randomisierten Patienten. Das Gesamtüberleben wird anhand von Kaplan-Meier-Kurven grafisch dargestellt. Die Effektivitätsanalyse basiert auf der Hazard Ratio eines Cox-Regressionsmodells nach Anpassung für die Stratifizierungskriterien sowie die Klassifizierung der lokalen Inoperabilität, den Einsatz prophylaktischer Antibiotika, den Bismuth-Typ und die Zeit zwischen Diagnose und Beginn der RFA/PDT. Für die Hazard Ratio wird ein zweiseitiger Test mit einem Signifikanzniveau von 5 % verwendet.
Zeitplan

Individuell: Minimale Behandlungsdauer pro Patient: 12 Monate

Studienbezogen:

Rekrutierungszeitraum: 54 Monate

Geschätztes Ende der Studie (EOS): 66 Monate
(Definition: Letzter Patient, letzter Besuch)